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Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 09 Mai 2009 11:22
von Xeron
Wie ich gerade gelesen habe, hat das Jugendamt Dortmund ein LARP-Event für Ostern abgesagt, weil "nach dem Amoklauf von Winnenden [...] das Konzept noch einmal auf den Prüfstand" muss:

http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html

Die drehen ja total am Rad...

Re: Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 09 Mai 2009 12:31
von Crazy Pole
Oh Gott...
Bald wird man im Bundestag über ein RP-Verbot reden.
Ein Blödsinn ist das und keine Gewaltprävention.

Re: Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 09 Mai 2009 13:42
von Juy Juka
Hi,

Da kann auch gleich Hammlet "noch einmal auf den Prüfstand".
*Kopfschüttel* Sündenbock suche, Unwissende am Werk und reines Leute-Bereugen-Woll und alles ohne Effekt bei denen die wirklich Gefärdet sind Amok zu laufen.

Gruß
Juy Juka

Re: Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 10 Mai 2009 20:36
von Andre
Da Hammlet in den Topf zu werfen is meiner Meinung nach nich sinnvoll, das ist ein Theaterstück.
Gespielt von (professionellen) Schauspielern, die die Handlung nich als ihre eigene sehen.
Und angeguckt vom Puplikum, die die Handlung (nur) angucken und nich selber machen.

LARP dagegen ist ja das Hineinversetzen in eine Rolle. Da gibts kein Publikum und kein Drehbuch, die Teilnehmer machen incharakter was sie wollen.
Und wenn dann jemand mit ner Plastikwaffe auf nen anderen Spieler einschlägt, ist das definitiv Gewalt.
Und ob die jetzt im Kopf von dem Teilnehmer nur "spielen der Rolle" oder "Dem hau ich jetzt richtig eine rein" ist, ist halt fraglich.
Ausüben von Gewalt senkt die allgemeine Hemmschwelle und führt somit automatisch zu mehr Gewalt in der Gesellschaft, was es zu vermeiden gilt.
Gleiches gilt auch für Computerspiele und Paintball.

Man könnte ja jetzt ansetzen, dass keiner der Teilnehmer "so blöd ist, dass nicht auseinander zu halten", aber das ist oftmals nicht der Fall. Es gibt ja auch Kinder und Jugendliche, die sich in ganz anderen, viel unrealistischeren Scheinwelten verloren haben. In der Beziehung find ich LARP viel "amok-fördernder" als z.B. Computerspiele. Da ist man schon zur Haustür drausen, hat ne Waffe in der Hand und wird oftmals von echten Menschen für kriegerische Handlungen belohnt, im Gegensatz zu NPCs bei Spielen.

Man sollte auf jeden Fall für eine bessere Reglementierung für jede Art von Gewalt finden.
Ob ein Verbot da das richtige Mittel ist, find ich mehr als fraglich.
Aber die Leute, die sich damit auskennen, werden ja bekanntlich meistens als letzte gefragt. Und ne richtig gute Lösung ist auch noch nicht vom Himmel gefallen. Also werden wir wohl noch ne ganze Weile solche Eskapaden erdulden müssen. :(

Re: Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 10 Mai 2009 20:43
von cyberraven
Ich find die Argumentation von Ackbar sehr gut. Es zeigt halt sehr deutlich, dass solche Themen sehr komplex sind.
Wichtig ist - egal bei welcher Entscheidung - dass man das ganze entsprechend argumentiert bzw. die Entscheidungsfindung transparent macht.

Scheinbar ist die Transparenz der Entscheidung nicht gegeben, daher die ganze Aufregung darum.

Persönlich finde ich Verbote auch keine gute Lösung. Aber solange es keine Lösung gibt, ist eine schlechte immer noch besser als gar keine.
Besonders die "besorgten" Eltern in der Region werden das Verbot gutheißten...

Re: Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 10 Mai 2009 21:36
von Xeron
Wenn man da ganz radikal argumentieren würde, dann müsste man Kindern aber auch das "Räuber und Gendarm"-Spielen verbieten, Zinnsoldaten einschmelzen, den Umgang mit Faschingspistolen verbieten usw.

Und wie ist es mit diversen Sportarten? Ist Boxen ein Sport oder das Ausüben von Gewalt? Wie sieht es mit manchen Kampfsportarten aus, deren Ziel zwar nicht unbedingt das Verletzen von Menschen ist, es einem aber möglicherweise die Befähigung dazu geben kann. Da kann man doch viel besser dem anderen "richtig eine reinhauen" - wer das bei einem LARP-Event macht, fliegt sofort und ohne jede Diskussion raus. Da gibt es bei jedem Event einen Katalog von ganz klaren Regeln. Beim Sport wird oft mit Abbau von Aggressionen argumentiert, beim LARP im obigen Fall hingegen wohl nicht...

Die Frage ist halt immer, wo man sinnvollerweise eine Grenze zieht.

Re: Jugendamt Dortmund und LARP

Verfasst: 10 Mai 2009 23:01
von Andre
wie gesagt: die, die sich auskennen, werden oft als letztes gefragt. glaubst du einer von denen, die da entschieden haben, kennen auch nur jemanden, der schonmal auf nem LARP war?
die, die da entscheiden, mussten oder wollten oder konnten sich noch nicht die zeit nehmen, die problematik mal von allen seiten durchzudenken.

und was die anderen "beschäftigungen" angeht: die haben 2 vorteile.
sie sind entweder viel älter und haben damit mehr tradition und zeit um akzeptanz zu finden
oder aber, ihre lobby ist viel größer. dinge, bei denen ne menge leute nen nutzen draus ziehen kann man viel leichter gut verkaufen, als wenn der nutzer- bzw. nutzenkreis kleiner ist.

springender punkt meiner argumentation ist eben folgendes: ein generelles verbot is einfach und einfach durchzusetzen. ist aber bestimmt nicht die beste lösung.
bei vielen anderen sachen wurden ja auch bessere lösungen gefunden, nur bis dahin dauerts noch ne weile ... :/